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Bist du noch wach?

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Ich bin mir nicht sicher ob ich diese Rezension schreiben soll wie ein Mensch, der ein großartiges Buch gelesen hat oder ein Mensch, der die Autorin in ihr Herz geschlossen hat. Ich versuche es mit einer Mischung aus beidem.

Elisabeth Rank hat ein Buch geschrieben, ihr zweites nach dem Debut “Und im Zweifel für dich selbst” aus dem Jahr 2010. Am Samstag lag das Vorab-Exemplar in meinem Briefkasten, ein schönes Buch, so von außen, eines, das sich gut macht in meinem Bücherregal. Als ich dann nachts um halb vier mit Lesen fertig war – unterbrochen von einem Besuch im Kino und einem Schmaus mit netten Menschen), war mir ein bisschen komisch zumute. Ein bisschen wehmütig, ein bisschen traurig, ein bisschen dankbar. Lasst mich das kurz erklären:

Lisa erzählt in “Bist du noch wach?” von Rea, die in einer WG wohnt, in einer Agentur als Grafikerin arbeitet und sich am Anfang des Buches gerade von Albert trennt, aus Gründen die unter anderem in einem Satz wie diesem beschrieben sind:

“Er würde den Lappen in die Spüle legen, die Reste würde er nicht im Mülleimer entsorgen, er ließe den Lappen liegen, weil er Dinge nie zu Ende brachte.”

Reas Mitbewohner und bester Freund ist Konrad, der sich schon zu Beginn des Buches, im Verlaufe der Geschichte jedoch immer mehr, von ihr entfernt, wobei man sich als Leser die Frage stellt, inwieweit beide etwas zu dieser für Rea sehr quälenden Situation beitragen. Ob es hauptsächlich an Konrads neuer Freundin liegt, ob es eher ein unumgänglicher Teil des Erwachsenwerdens ist, das kann jeder für sich selbst herausfinden.

Man begleitet Rea durch ihre, meist verlassene Wohnung, von der Küche zum Bad in ihr Zimmer, durch den Flur, man begleitet sie auf einige Partys, wo sie Bekanntschaft mit unterschiedlichen Menschen macht, man begleitet sie durch die Straßen Berlins, zu ihrer Mutter und in ein Krankenhaus, in dem ihr schwer kranker Vater liegt und um sein Leben kämpft.

“Ich wusste genau, wo ich aussteigen musste. Ich kannte den Snackautomaten am Bahnsteig, ich wusste, dass man darin neben einer Bifi einen Schwangerschaftstest kaufen konnte, ich kannte die Preise der Blumen ober auf der Brücke, die seit dem letzten Jahr nicht gestiegen waren, ich wusste dass es bis zur Tankstelle ein halbes Lied dauerte, dass es bis zur zweiten Brücke den Rest des Liedes dauerte, wenn man zu Fuß unterwegs war, ich wusste, dass man das Lied danach sorgsam auswählen musste, denn das Lied danach würde das Lied sein, bei dem das Krankenhaus sichtbar wurde, es würde das sein, zu dem man durch die Drehtür ging und am Ende des Flures schon die Tür zur Kapelle sah, solche Lieder musste man gut auswähllen, sonst brach man sich mitunter das Herz…”

Es sind ausgedehnte Sätze wie dieser, die man nicht müde wird zu lesen, man erwartet nicht ungeduldig den weiteren Verlauf der Geschichte, sondern verharrt kurz in dieser Beschreibung, als wäre jeder Satz für sich eine kleine Geschichte, und man denkt: Das könnte man auch an eine Häuserwand werfen, diesen unendlich langen Satz, und ihn ausmalen und jeden Tag beim Vorbeigehen lesen und sich immer wieder aufs neue darüber freuen.

Ich musste mir einigen Male die Nase kräftig schnäuzen und mir einige Zitate notieren, die darauf warteten von mir entdeckt zu werden. Ich musste auch oft schmunzeln, vor allem über Stellen, in denen Reas Katze durch die Wohnung streift und Katzendinge tut. Ja, dieses Buch ist auch eins, das genug Raum bietet für eine Katze und ihre Eigenheiten und ich finde das schön.

Am Ende des Buches begleitet man die Protagonistin mit drei Arbeitskolleginnen auf eine kurze Reise, man schlägt sich die Beine blutig und zieht schließlich mit ihr in eine neue Wohnung, allein, ohne den besten Freund und mit der Gewissheit, dass es ihn vielleicht nicht mehr gibt, diesen besten Freund, aber

“…wenn wir dann alt sind, Konrad, und auf diese Tage zurückschauen, werde ich dasitzen und sagen, mit dir habe ich die schönste Zeit meines Lebens verbracht. Das wird sich nicht ändern, das nicht.”

Lisas Worte, ob in Buchform oder auf ihrem Blog, sind wie eine kleine Entspannungskur, eine Kur fürs Herz und den Bauch, für den verspannten Nacken und für die Aufmerksamkeit, wenn man Angst hat, etwas zu verpassen, Details des eigenen alltäglichen Lebens. Man verlässt dann das Haus und erinnert sich wieder, das es etwas zu entdecken gibt im Drinnen und im Draußen, es muss sich nicht groß ankündigen, mit viel Lärm und Tamtam, das Besondere liegt in der Summe der vielen kleinen Dinge und wie das Licht manchmal drauffällt und sie schafft es, die vielen kleinen Dinge auf eine Art und Weise zu benennen, die mich beeindruckt.

Konfetti und Liebe und Smarties und viele begeisterte Leser wünsche ich dir, von Herzen für einen Herzmenschen.


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